Aus dem Buch der Psalmen:
Herr, lehre uns, unsere Tage zu zählen, sie sind kein unerschöpflicher Vorrat, den wir ohne Besinnen uferlos verschwenden könnten, als gäbe es nie ein Ende.
Lehre uns, unsere Tage zu zählen, wie kostbare Perlen oder wie warme sonnige Herbsttage, die sich leuchtend abheben vom Grau des Novembers und dem kühlen Weiß des Winters.
Lehre uns, unsere Tage zu zählen, damit wir ein weises Herz gewinnen. Schlauheit ist nützlich, Klugheit ist wichtig, Weisheit ist Glück. Der Weg dorthin geht über das Zählen der Tage, über die Gewissheit, dass alle Zeit geschenkte und begrenzte Zeit ist.
Ein weises Herz gewinnen, das heißt Grenzen erkennen und anerkennen: die Grenze der eigenen Kraft, die Grenze der eigenen Möglichkeiten, die Grenze des eigenen Lebens.
Ein weises Herz gewinnen, das heißt über dem Morgen und Übermorgen das Heute nicht vergessen: annehmen, was heute ist und werden kann, was heute unserer Sorgfalt und Liebe bedarf, was uns heute begegnet und geschenkt wird.
Was wir in die Zukunft verlagern, kann verloren gehen. Jedenfalls macht es unsere Gegenwart arm: Liebe und Güte, die uns für übermorgen in Aussicht gestellt werden, können uns heute nicht wärmen.
Lehre uns, unsere Tage zu zählen, damit wir heute lieben, heute vertrauen, heute danken.
Lehre uns, unsere Tage zu zählen, damit wir ein weises Herz gewinnen.
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